Der
österreichische Bergsteiger, Forscher und Lehrer des Dalai Lama,
Heinrich Harrer, stirbt am 7. Jänner im Alter von 93 Jahren in Kärnten.
Harrer war vor allem durch seine legendäre Erstbesteigung der Eiger
Nordwand im Jahre 1938, seine abenteuerliche Flucht aus britischer Gefangenschaft
nach Tibet im 2. Weltkrieg sowie durch seine Freundschaft mit dem Dalai
Lama ("Sieben Jahre in Tibet") bekannt geworden.
Nach seiner Aufsehen erregenden Erstbesteigung der Eiger-Nordwand in der
Schweiz 1938 war Harrer in die deutsche Himalaya-Expedition 1939 zum Nanga
Parbat berufen worden. In Britisch-Indien wurden Harrer und seine Gefährten
vom Zweiten Weltkrieg überrascht und von den Briten interniert. 1944
gelang Harrer mit seinem Begleiter Peter Aufschnaiter die Flucht. In einem
gewaltigen, 21 Monate währenden Marsch überwanden sie Dutzende
Himalaya-Pässe und erreichten im Januar 1946 Lhasa, die Hauptstadt
des damals unabhängigen Tibet. Harrer wurde Erzieher, Berater und
schließlich Freund des jungen Dalai Lama, der nach der blutigen
Niederschlagung des tibetischen Volksaufstandes durch chinesische Truppen
1959 nach Indien flüchten musste. Zur
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Februar
2006
Jean-Christophe
Lafaille am Makalu verschollen
Der
Franzose Jean-Christophe Lafaille, einer der weltbesten Extrembergsteiger,
wird am Makalu vermisst. Lafailles Ziel war die erste Winterbesteigung
eines der schwierigsten und kältesten Berge der Welt, des Makalu
(8463 m). Er startete die Expedition am 12. Dezember 2005. Wie schon bei
der ersten Winterbesteigung am Shisha Pangma (8027 m), war Lafaille auch
dieses Mal solo, ohne künstlichen Sauerstoff, ohne Fixseile und ohne
fixe Hochlager unterwegs. Nach der Akklimatisationsphase startete er am
24. Jänner zum Gipfel, den er bereits am 27. erreicht haben wollte.
Das letzte Lebenszeichen ihres Mannes empfing Lafailles Frau Katia am
26. Jänner, als sich der 39-Jährige aus einer Höhe von
7600 Metern meldete. Als ein Hubschrauber zur Suche nach dem französischen
Alpinisten aufstieg und die geplante Aufstiegsroute absuchte, wurde auf
7000 m Höhe lediglich das rote Zelt Lafailles gefunden.
Schon zwei Mal verlor er beinahe sein Leben: Im Juli 2003 fiel er am Broad
Peak (8047 m) in eine Spalte und entkam nur knapp dem Tod. 1992 verliert
er in der Annapurna-Südwand seinen besten Freund Pierre Béghin
und kann sich mit einer ungeheuren Kraftanstrengung gerade noch selbst
retten.
Lafaille wurde am 31. März 1965 in Frankreich geboren. Er war verheiratet,
hatte drei Kinder und lebte mit seiner Familie in der Nähe von Chamonix.
In den Sommermonaten war er als gefragter Bergführer und Motivationstrainer
tätig oder hält fesselnde Vorträge über seine Expeditionen.
März
2006
Hari
Berger siegt zum dritten Mal den WC der Eiskletterer
Der
Salzburger Profikletterer "Hari" Harald Berger ist zum dritten
Mal Weltcupsieger der Eiskletterer.
Er überzeugte im norwegischen Hemsedal mit einem makellosen Durchstieg
der Eiskletterroute im oberen Schwierigkeitsgrad. Wenige Tage nach seinem
persönlichen Erfolg der Erstbegehung verschiedener Eisrouten auf
einem Projekt in Norwegen eine große, international bemerkenswerte
Leistung.
Neben
drei Weltmeistertiteln und dem dreifachen Sieg im Weltcup gewann Harald
Berger Preise in diversen nationalen und internationalen Eiskletterbewerben
und absolvierte Erstbegehungen im Eis wie auch im Fels.
Seit 2005 ist er Profisportler.
April
2006
Edi
Koblmüller 60
Am
10. April feiert der "Picus montana vulgaris", der Gemeine BergSpecht,
seinen 60. Geburtstag. Gemeint ist der Linzer Alpinist, Bergführer
und Leiter der Alpinschule "Die BergSpechte" Edi Koblmüller.
Koblmüller ist seit mehr als 40 Jahren Extrem- und Höhenbergsteiger
und kann auf zahlreiche extreme Kletter- und Eistouren in den gesamten
Alpen, mehrere alpine und außeralpine Erstbegehungen, erfolgreiche
Besteigung von fünf Acht- und sechs Siebentausendern, zum Teil auf
neuen Routen, verweisen.
Auch persönliche Schicksalsschläge prägten sein Leben:
Sein älterer Sohn Michael wird 24-jährig am Diran von einer
Lawine in den Tod gerissen, im Juli 2003 verunglückt seine Frau Liesi
bei einem Kletterunfall tödlich.
Bekannt - und berüchtigt! - ist Edi Koblmüllers Kolumne "Griffig"
im österreichischen Outdoor-Magazin LAND DER BERGE.
Mai
2006
Gerlinde
Kaltenbrunners neunter
Streich
Christian
Stangl in
16:42 Stunden auf den Everest
Walter
Laserer als
erster Österreicher auf allen Seven Summits
Walter
Laserer am Everest
Am
14. Mai besteigt Gerlinde Kaltenbrunner ihren neunten Achttausender:
den nepalesischen Kangchendzöng. Damit
ist sie die erfolgreichste Höhenbergsteigerin der Welt. Mit
von der Partie ihr Lebensgefährte Ralf Dujmovits, der Finne Veikka
Gustafsson, der Japaner Hirotaka Takeuchi und der Australier Andrew Locke.
Der
37-jährige Steirer und "Skyrunner" Christian Stangl ist vom 6400 Meter hoch gelegenen Basislager auf der chinesischen Nordseite
des Giganten in unglaublichen 16 Stunden und 42 Minuten auf den mit
8848 Metern höchsten Punkt der Erde "gerannt" - Rekord
für die Nordseite. Für den Weg zurück brauchte er nur
sechs Stunden. "Ich
nahm nur einen Skistock mit, Salzkekse, etwa zum Trinken und Kohlehydratgel".
Stangl verzichtete bei seinem Rekordlauf auch auf jede wie auch immer
geartete Hilfestellung - keine Träger, keine Wegbereiter, keine
Funkgeräte.
Walter
Laserer, 45, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer aus
Gosau im Salzkammergut, ist der erste Österreicher und Bergführer,
der alle Seven Summits - mit Gästen! - bestiegen hat.
2004 Elbrus,
Mt. McKinley, Kilimandscharo und Aconcagua; 2005 die Carstenszpyramide,
im Jänner dieses Jahres betrat Laserer den Gipfel Mt. Vinson in der
Antarktis, am 18. Mai mit zwei Gästen den Mt. Everest. Walter Laserer
betreibt mit seinem Bruder Herbert die Alpinschule Laserer alpin in Gosau.
Juni
2006
Brunos
Ende
Am
28. Juni wird "JJ1" oder "Bruno", ein
Braunbär, in der Nähe der Rotwand im Spitzingseegebiet (Bayern)
erschossen. Bruno war im Mai 2006 aus der italienischen Provinz Trentino
bis in das Grenzgebiet von Österreich zu Bayern eingewandert und
hat dann mehrfach zwischen Bayern und Österreich gewechselt. Er war
der erste frei lebende Braunbär in Deutschland nach über 170
Jahren. Weil er während seiner Streifzüge - zum Teil auch innerhalb
menschlicher Siedlungen oder in deren Nähe - Haus- und Nutztiere
erbeutete , wurde er von der Regierung Bayerns als "Problembär"
eingestuft und zum Abschuss freigegeben. Diese Freigabe wurde aufgrund
massiver Kritik von Experten und der Öffentlichkeit zeitweise zurückgezogen.
Bruno wurde während seiner Wanderung zu einem Politikum und internationalen
Medienereignis, über das unter anderem auch die New York Times berichtete.
Zahlreiche Menschen und Gruppen solidarisierten sich mit dem Bären,
während man Wochen lang versuchte, ihn mit verschiedenen Methoden
lebendig zu fangen. Nach dem Abbruch der Fangversuche wurde er in Bayern
von Jägern erschossen, was zu
massiven Protesten führte.
Juli
2006
Gewaltiger
Felssturz am Eiger
An
der Ostflanke des fast 4.000 Meter hohen Eiger im Berner Oberland
in der Schweiz ist es zu einem ersten massiven Felssturz gekommen. Etwa
700.000 Kubikmeter Felsmasse stürzte auf den darunter liegenden
Grindelwaldgletscher. Zu Schaden kamen weder Menschen noch Gebäude.
Grund für die sich häufenden Felsstürze und Erdrutsche
ist die Erwärmung des Alpenraumes in der Kombination mit Starkniederschlägen.
Im globalen Mittel ist die Durchschnittstemperatur um 0,8 Grad, in den
Alpen sogar um bis zu 1,6 Grad, angestiegen. Ab einer Höhe von 2500
m NN sind dauerhaft gefrorene Böden (Permafrost) anzutreffen. Dort
kittet Eis den Fels und Schutt zusammen und stabilisiert die Hänge.
Durch die Klimaerwärmung wandert die Grenze der Permafrostböden
weiter nach oben, Abschmelzvorgänge beginnen. Insbesondere bei starken
Niederschlägen können dann Steinschlag und Muren entstehen oder
sogar ganze Bergflanken abgehen.
August
2006
Kritik
am neuen Trend: extreme Klettersteige
Nach
einem tödlichen Unfall am Extremklettersteig bei Strobl (Flachgau)
kritisieren Bergführer den Boom bei Klettersteigen. Viele
seien zu gefährlich; und fast jede Gemeinde errichte aus touristischen
Gründen solche Steige.
Unfälle seien bei vielen neuen Klettersteigen für Laien fast
vorprogrammiert, sagen nun Bergführer. Die künstlichen Routen
würden immer extremer. Der Klettersteig Postalmklamm in Strobl wurde erst vor zwei Wochen eröffnet - mit "äußerst
spektakulären Attraktionen", kritisiert Günther Karnutsch
vom Verband der Salzburger Bergführer. Das Problem bestehe aus der
Sicht von Bergführern und Bergrettern darin, dass sich nicht nur
erfahrene Alpinisten ihr Freizeitglück in diesen Klettersteigen,
sondern auch Ungeübte und "normale" Urlauber holen. Bei
diesen kann sich der erwartete Genuss schnell ins Unglück verwandeln,
wenn grundlegende Fertigkeiten nicht vorhanden seien. Für Untrainierte
gäbe es auf den meisten Klettersteigen zu wenig geeignete Ausstiegs-Möglichkeiten.
Beim Klettersteig Postalmklamm sei bereits der Anmarschweg ziemlich riskant,
so Karnutsch. In diesem Bereich war der junge Deutsche abgestürzt.
Er war noch nicht gesichert.
September
2006
Welterste
Gipfelbibliothek am Wilden Kaiser
Am Wilden
Kaiser wird die "welterste Gipfelbibliothek" eingerichtet.
Wetterfest verpackte und auf den Gipfeln des Kaisergebirges hinterlegte
"Gipfel-Bücher" können nun von literaturbegeisterten
BergsteigerInnen mitgenommen, gelesen, kommentiert und später -
erneut wetterfest verpackt - auf einem anderen schönen Gipfel dieser
Welt wieder hinterlegt werden. Initiiert wurde das Projekt, das medial
großen Nachhall fand, von der Hüttenwirtin des Hans-Berger-Hauses
Silvia Huber und der Autorin Brigitte Weninger. Für erste Staffel
haben "Buchpaten" wie Gabi Burgstaller, Caritas-Direktor Georg
Schämer und der Philosoph Frithjof Bergmann ihre ganz persönlichen
"Gipfelbücher" genannt.
Damit
jedermann/frau weiß, wer was wann wo gefunden und wieder hinterlegt
hat, wurde die Homepage www.gipfelbibliothek.com eingerichtet, wo die
Fund- und Deponie-Orte der Gipfel-Bücher dokumentiert, Kritiken
und Meinungen ausgetauscht, vielleicht sogar neue Geschichten erzählt
werden können.
Oktober
2006
120
Jahre Sonnblick-Observatorium
Das
Observatorium am 3.106 m hohen Gipfel des Sonnblicks im Salzburger
Pinzgau feiert sein 120-jähriges Bestehen. Seit 1886 führt
dort die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) meteorologische
Messungen und Beobachtungen durch und hat das Observatorium zu einem der
weltweit führenden Umweltforschungszentren gemacht.
Initiiert
hatte den Bau des Observatoriums der damalige ZAMG-Direktor und Meteorologe
Julius Hann. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei vom Rauriser
Bergwerkbesitzer Ignaz Rojacher. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, die
Vorgänge in den höheren Schichten der Atmosphäre zu studieren.
Seit der Eröffnung im Jahre 1886 ist eine kontinuierliche, weltweit
einzigartige Klimareihe entstanden. Gerade heute, wo an möglicherweise
von Menschen verursachten Klimaänderungen geforscht wird, sind Klimareihen
von großer Bedeutung.
Interessant die am Sonnblick selbst gemessenen Extremwerte: Am
27. Juli 1983 maß man am Gipfel das sommerliche Temperatur-Maximum
von 15 Grad. Das Minimum wurde am 2. Jänner 1905 mit -37,4 Grad gemessen.
Im Mai 1944 erreichte die Schneedecke um die Station einen Rekordwert
von 11,90 Metern. Am 14. Dezember 1998 wurden Sturm-Böen von 242,6
km/h gemessen.
November
2006
Eigener
Verband für Skibergsteiger
Am
10. November war es endlich soweit: In Altenmarkt fand die konstituierende
Sitzung zur Gründung eines neuen Verbandes statt, des ASKIMO,
besser gesagt: der Austrian Skimountainiering Organisation for Competitions.
Damit sind die Skibergsteiger endlich in einem eigenen Verband organisiert.
Bisher
war der VAVÖ (Verband alpiner Vereine) für all diejenigen zuständig,
die mit ihren Bretteln unabhängig von Pisten und Skiliften ihr persönliches
Erlebnis in der weißen Pracht suchten.
Der gewählte ASKIMO-Präsident und Gründer des ASTC (der
österreichischen Meisterschaft im Skibergsteigen), der Gosauer Karl
Posch, sieht die wesentlichen Aufgaben des neuen Verbandes in der Gründung
eines Nationalteams von Skibergsteigern sowie im Aufbau und in der Koordinierung
der Jugendarbeit.
Dezember
2006
Hari
Berger verunglückt tödlich
Die
internationale Alpinistenszene trauert um einen ihrer ganz Großen:
Der dreifache Eiskletterweltmeister Harald Berger ist am 20. 12. beim
Training tödlich verunglückt.
Der am 31. 10. 1972 in Linz geborene und in Salzburg lebende Spitzenalpinist
absolvierte gemeinsam mit zwei Freunden ein Training an der Stirnseite
eines fünf Meter hohen Überhangs in der sog. "Eiskapelle"
unterhalb des Wieserhörndls in der Osterhorngruppe. Möglicherweise
war es sein eigener Pickelschlag, der eine riesige überhängende
Eisscholle löst, die Berger unter sich begräbt. Seine Kameraden
blieben nahezu unverletzt.
Berger lebte 100 Prozent für seinen Sport und bewegte sich in allen
Spielformen des Kletterns auf hohem Niveau: Eis, Mixed, und Felsklettern,
Bouldern und Deep Water Solo. In 20 Jahren aktiven Klettersports gewann
"Hari" drei Mal den Eiskletter-Gesamtweltcup, wurde von 2003
bis 2005 drei Mal Eiskletter-Weltmeister, kletterte alpine Sportkletterrouten
im obersten achten Grad und schaffte im Mixedklettern unter anderem
den weltweit ersten Flash einer Route im Grad M12 "Vertical Limits"
in Kandersteg (SUI).
Tragisches
Detail: Bergers Lebensgefährtin wurde nur wenige Stunden nach dem
tödlichen Unfall Mutter einer Tochter namens Zoe.